Bahnen- Wuppertal.de Eisenbahndirektion Elberfeld

Die Eisenbahndirektion Elberfeld
zur Privatbahnzeit (BME) und Länderbahnzeit (KPEV)

Zu einigen historischen Daten im Zusammenhang der gesamten Elberfelder/Wuppertaler Direktionsentwicklung siehe die Übersicht auf der allgemeinen Bundesbahn-Seite. Auf dieser Seite möchten wir auf die ersten Jahrzehnte der Direktion im Tal eingehen, die sich bis auf das Jahr 1850 zurückverfolgen lässt. Für etwa drei Jahrzehnte betraf sie die Epoche der Bergisch-Märkischen-Eisenbahngesellschaft und nach deren Verstaatlichung für etwa vier Jahrzehnte die Ära der Preußischen Länderbahnverwaltung. Insgesamt war sie für lange Zeit sehr stark geprägt durch die enorme Entwicklung des Verkehrsmittels Eisenbahn in allen Regionen mit allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Begleiterscheinungen. Bereits die ersten Strecken schrieben das spätere Gesamtnetz quasi fest, doch zunächst sehr verbunden mit Konkurrenzdenken und egoistischen Überlegungen der jeweils betroffenen Städte und Gegenden. Es fehlte ein richtiges Gesamtkonzept und man baute meist nach augenblicklichen vermeintlich rentablen Vorstellungen. Dies führte in vielen Fällen zu parallelen Linien und teilweise überflüssigen Abschnitten und war - nicht zuletzt - stark geprägt durch die topografischen Bedingungen beim Bahnbau mit den damals möglichen Hilfsmitteln. Trotz aller gebührenden Hochachtung vor der Schaffenskraft, Innovationsfreudigkeit und Risikobereitschaft unserer Urväter krankt bekanntlich unser Bahnsystem gerade an jenen Fehlentwicklungen der ersten Eisenbahn-Jahrzehnte. Organisatorisch mussten sich die Eisenbahnen auch erst finden, bevor sich hier zentrale Strukturen durchsetzten. Das betraf nicht nur die eigentliche Verwaltung, sondern ebenso das Bau-, Betriebs- und Ausbesserungswesen. Ein spezieller, aber ganz zentraler Aspekt war dazu das Verhältnis zwischen staatlichen Instanzen und privatwirtschaftlichen Überlegungen diverser Bahngesellschaften, letztlich fokussiert auf die (Un-)Möglichkeiten der Finanzierung von Strecken und die notwendigen Aufsichtsfunktionen im Eisenbahnbereich.
 

(c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de

Bahnhof Elberfeld (Hbf)
Der Bahnhofsbereich am Döppersberg zeigt sich uns um 1900 noch ohne den heute bekannten automobilen Verkehr.
 Aber auch die wenigen Droschken und Passanten zeugen nicht gerade von der Bedeutung der Groß- und Direktions-
stadt Elberfeld mit dem repräsentativen Gebäude. Bis zu den Umbauten nach dem Zweiten Weltkrieg gab es von der
 Innenstadt herauf eine Art schiefe Ebene vor dem Komplex. Die Südstadt ist erst durch einige Häuser erschlossen.
Rechts außerhalb der Aufnahme befindet sich der große Gebäudetrakt der Eisenbahndirektion Elberfeld. Bahnhof und
 Direktion bildeten für Jahrzehnte ein interessantes städtebauliches Ensemble. Sie existieren zwar noch und stehen
 unter Denkmalschutz, gehen aber im Gewirr der Straßen, von Anbauten und terassenartiger Gestaltung eher unter.
Foto Sammlung VOBA

Elberfeld bekommt eine Eisenbahndirection
Eine Urquelle der westdeutschen Eisenbahnen ist die Linie der Düsseldorf-Elberfelder-Eisenbahngesellschaft (DEE), deren erster Abschnitt am 20.12.1838 bis Erkrath eröffnet wurde und die am 1.9.1841 im Bezirk Steinbeck einen vorläufigen Endbahnhof in der Stadt Elberfeld erhielt. Eine Werkstätte gab es in Düsseldorf und an der Gesamtstrecke wurden mehrere Lokstationen erbaut. Gerade im Hinblick auf die wichtigen Kohlentransporte errichtete man als Nachfolgerin einer Pferdebahn bis zum 1.12.1847 die Prinz-Wilhelm-Bahn (PWE) zwischen Steele und Vohwinkel mit einer Werkstätte in Langenberg. Ein überregionales Projekt - möglicherweise mit Einbindung der DEE-Trasse - war etwa zeitgleich die Planung einer Rhein-Weser-Bahn mit dem primären Ziel, die holländischen Häfen zu umgehen und die Güterversorgung von einem Weserhafen aus dann westlich zu erschließen. Hierfür setzten sich besonders Vertreter von Barmen und Elberfeld ein, die damals zu den wichtigsten Städten in Preußen zählten. Es gab verschiedene Streckenvarianten, letztlich mit dem Ergebnis, dass eine weitaus günstigere Linienführung nördlich um die bergisch-märkische Region herum ausgewählt wurde, für die die Cöln-Mindener-Eisenbahngesellschaft (CME) gegründet wurde. Das Wuppertal und der nördliche märkische Raum wurden bahnmäßig ins Abseits gestellt. Zwangsläufig kam es so zu Überlegungen, in eigener Regie eine Strecke zu planen, die dann durch die Bergisch-Märkische-Eisenbahngesellschaft (BME) zwischen Elberfeld und Dortmund über Hagen und Witten erbaut wurde (Elberfeld-Döppersberg - Schwelm zum 9.10.1847, Schwelm - Dortmund Güterverkehr zum 26.12.1848 mit Lückenschluss Steinbeck - Döppersberg am 20.12.1848/gesamter Personenverkehr am 9.8.1849). In Elberfeld selbst richtete man an der Kluse eine Werkstätte ein, an der Strecke erstellte man mehrere Lokstationen, u.a. in Rittershausen (heute Wt-Oberbarmen), Hagen und Witten. Gleichzeitig wurde in Elberfeld ein sehr repräsentatives Empfangsgebäude hin gestellt. Erste organisatorische Veränderungen mit - rückblickend - weitreichenden Auswirkungen ergaben sich am 23.8.1850, als Betrieb und Verwaltung der BME vom preußischen Staat übernommen wurden. Zum 15.10.1850 erfolgte dazu die Gründung der “Königlichen Eisenbahndirection der Bergisch-Märkischen Eisenbahn zu Elberfeld”. Am 13.3.1854 kam es zur Übernahme von Betrieb und Verwaltung der PWE (gesamte Übernahme am 16.2.1863), gleichzeitig erfolgte die Umbenennung in “Königliche Eisenbahndirection zu Elberfeld”. Zum 1.1.1857 erfolgte die Verschmelzung von DEE und BME. Die Direktion residierte zunächst im Bahnhofsgebäude, bevor 1875 das gleich nebenan liegende neue Direktionsgebäude nach vierjähriger Bauzeit bezogen werden konnte. Elberfeld war somit die älteste Bahndirektion in Preußen.
 

(c) Historisches Zentrum Wuppertal   www.bahnen-wuppertal.de

Wupperviadukt in Elberfeld-Sonnborn
Ein schönes Motiv vom mehrbogigen Sonnborner Viadukt über die Wupper in Nähe der Schwebebahnstation Zoo.
Die Brücke stammt aus der Anfangszeit der Eisenbahnen im Tal (1841). Die Fahrstrecke der neuen Schwebebahn
 musste kurz vor der Jahrhundertwende “zielgenau” durch einen Bogen verlegt werden. Im Zuge des vierspurigen
 Ausbaus der Talstrecke (1910-1914) wurde eine neue Bogenbrücke errichtet, die bekanntlich heute noch existiert.
 In dieser Hinsicht kann man Bilder zumindest zeitlich einteilen. Auf der Fahrt Richtung Vohwinkel geht es aus der Talsenke wieder etwas bergan. Wir sehen einen Personenzug mit den typischen dreiachsigen Abteilwaggons (samt
 Bremserhäuser). Hinter der Lok läuft ein vierachsiger Packwagen, wahrscheinlich ein überregionaler Zug (1910).
Foto unbekannt Sammlung Historisches Zentrum Wuppertal

Züge und Strecken: die Bergisch-Märkische-Eisenbahngesellschaft
Während ein Teil der privaten Bahngesellschaften mehr regional tätig blieb oder diese bald in andere Gesellschaften aufgingen, entwickelte sich die BME mit der Eisenbahndirektion in Elberfeld zu einem wahren Schwergewicht innerhalb Preußens. Das Bahnnetz wurde von der Ursprungslinie Elberfeld - Dortmund in verschiedene Richtungen erweitert, sowohl durch Neubauten als auch durch Übernahme von vorhandenen Strecken. Auch gab es Verbundabsprachen mit anderen überregionlaen Bahngesellschaften. Heute kaum vorstellbar, reichte das vom Wuppertal aus verwaltete BME-Netz vor den Umstrukturierungen Richtung Länderbahnstatus zwischen 1873 und 1880 westlich von der holländischen Grenze bis hinter Kassel östlich an die Grenze zu Thüringen! Einige wichtige Daten zum Bau neuer Trassen und Übernahme vorhandener Linien zum Gesamtbestand seien genannt: Neubau Ruhr-Sieg-Strecke Hagen - Siegen 1859-1861, Neubau mittlere Ruhr Dortmund/Witten - Duisburg/Oberhausen 1862, Übernahme westlicher Rhein Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter-Eisenbahn 1866, Anschluss Kölner Raum Haan (Gruiten) - Mülheim 1867, Übernahme Friedrich-Wilhelms-Nordbahn Haueda - Kassel - Gerstungen 1868/1873, Neubau Sauerlandlinie Schwerte - Arnsberg - Bestwig - Warburg 1870-1873, Neubau Weser-Verbindungsbahn Scherfede - Holzminden 1876, Neubau Hollandanschluss Mönchengladbach - Roermond 1879. Neben den Streckenveränderungen kam es parallel dazu natürlich auch zur Übernahme oder zum Neubau betrieblicher Anlagen. Eine wichtige Einrichtung dabei war beispielsweise die neue Centralwerkstätte in Witten (ab 1862). Fahrzeugmäßig wurden die Lokomotiven der BME (eigene und von übernommenen Gesellschaften) durchnummeriert, wobei es durch Neubauten Doppelbelegungen gab. Etliche Maschinen besaßen große Namensschilder (das waren meist Flüsse, Städte, Regionen oder Persönlichkeiten). Die Namen sollten vielfach eine regionale Verbundenheit aufzeigen.
 

(c) Sammlung H.Schmidt   www.bahnen-wuppertal.de

Einsatz für Preußen und Elberfeld
Oben: Lok und Personal müssen etwas still halten, damit der Fotograf mit seiner großen Plattenkamera diese quali-
tative Aufnahme anfertigen kann. Es handelt sich um die Elberfeld 1871 der preußischen Bauart T 7, die ab 1877
in über 400 Exemplaren an verschiedene Privat- und Werksbahnen sowie die KPEV geliefert wurde. Bei der Reichs-
bahn liefen noch etliche Dutzend Exemplare unter der Reihenbezeichnung 89.78. Die Elberfeld 1871 ist nach dem
 alten preußischen Länderbahnschema von 1883 beschriftet, anno 1906 bekam sie dann die Nummer T7 ELB 6821.
 Das Foto stammt von 1904 und zeigt auf der Pufferbohle Herrn Hugo Heilmann aus Dieringhausen. In diesem Jahr
 (vielleicht der Anlass der Aufnahme) erhielt Herr Heilmann seine Heizerausbildung, 1913 bekam er dann die “Bestal-
lungsurkunde” als Lokführer (unten). Wo das Bild genau aufgenommen wurde, konnte bisher leider nicht eindeutig
 ermittelt werden. Unsere Recherchen haben ergeben, dass das Dampfross nach einer Zuteilungsliste der Inspektion
 Düsseldorf vom 15.11.1906 mit zwei Schwestern bei der Lokstation Bensberg beheimatet war. Da die drei Loks nach
 Angaben auch Westinghouse-Bremse, Dampfheizung und Läutewerk besaßen, waren sie offenbar auch im Strecken-
dienst zu finden. Ein Besuch im Oberbergischen wäre so nicht auszuschließen (die direkte Aggertaltrasse zwischen
 Hoffnungsthal und Overath gab es allerdings erst ab 1910). Wahrscheinlicher ist ein Aufnahmeort im Kölner Raum.
 Die kleine Bensberger Maschinenstation war unseres Wissens damals keine selbstständige Betriebswerkstätte.
Foto Sammlung Holger Schmidt
Vorlage Sammlung Holger Schmidt

Verstaatlichung der Eisenbahnen und Umstrukturierungen
Die Erfahrungen zeigten, dass sich der vorhandene Mix von staatlichen und privaten Interessen im Eisenbahnwesen auf Dauer wohl nicht aufrecht erhalten ließ. Die großen Zeiten einer rentabel zu führenden Eisenbahnstrecke schienen bereits nach wenigen Jahrzehnten vorbei zu sein. Immer mehr machte sich auch die unnötige Konkurrenz paralleler Strecken im westdeutschen Raum bemerkbar, wo hingegen in der Fläche etliche Regionen von der Bahn kaum erschlossen waren. Eine Lösung sah man nur in der Verstaatlichung der großen Privatbahnen, was auf unseren Bereich primär die Bahngesellschaften der Cöln-Mindener, der Rheinischen und der Bergisch-Märkischen mit der Verwaltung in Elberfeld betraf. Per Gesetz wurden CME und REG zum 1.1.1880 verstaatlicht, während die BME formal auf Rechnung des preußischen Staates zum 1.1.1882 einverleibt wurde, der eigentliche Eigentumsübergang mit Auflösung der BME aber erst zum 1.1.1886 erfolgte. Zum Jahresende 1881 verfügte die Bergisch-Märkische über ein Streckennetz von 1.335 Kilometern und brachte einen numerischen Bestand von 920 Dampflokomotiven in die neue Länderbahnverwaltung ein (wahrscheinlich aber etliche bereits außer Dienst)! Die folgenden Jahre standen besonders im Bemühen um Vereinheitlichung und Reorganisation des Eisenbahnwesens im Hinblick auf eine rationellere Betriebsführung. Dabei war die Königlich-Preußische Eisenbahnverwaltung (KPEV) die bei weitem gewichtigste Länderbahn im deutschen Reich und erstreckte sich flächenmäßig über den größten Teil des nördlichen Deutschlands mit einem Gleisnetz im wahrsten Sinne “von der Maas bis an die Memel”. Organisatorisch war solch ein Koloss an Menschen, Maschinen und Bürokratie nur handhabbar durch eine angemessene Mischung von zentraler Lenkung aus Berlin und dezentralen Strukturen vor Ort. Vor diesem Hintergrund ist die große preußische Strukturreform des Eisenbahnwesens zu sehen, die letztlich zum 1. April 1895 zu einer Neuordnung der Direktionsbereiche führte und - auf die Elberfelder Direktion bezogen - zu einer erheblichen Verkleinerung des Bezirkes führte. Jetzt war man, grob gesagt, nur noch zuständig für die Bergische Region und für große Teile von Sauerland und Siegerland mit den wichtigen Bahnknoten in Düsseldorf, Elberfeld/Barmen und Hagen. Entsprechend gab es nun gleichbedeutende neue oder bekannte Direktions-Nachbarn, speziell mit Essen im Norden und Kassel im Osten. Die Neuordnung der Bezirke zeugte von einer gewissen Weitsicht, denn der Elberfelder Verantwortungsraum beispielsweise hatte im Wesentlichen bis Ende des Zweiten Weltkrieges Bestand. Neben den organisatorischen Veränderungen wurde das Streckennetz im ländlichen Raum ergänzt, im Hauptbahnsektor gab es im neuen Jahrhundert etliche größere Umbauten wie beim Bahnhof Vohwinkel und Hagen Hbf oder den Ausbau der Talstrecke durchs Wuppertal auf vier Gleise. Die Lokomotiven wurden nun nach einer mehr technischen Bezeichnung eingeteilt und bekamen eine Loknummer samt zugehörigem Direktionsbezirk, später eine Gattungsbezeichnung.
Beispiel Lokbezeichnung: Eine dreiachsige Güterlok mit Tender wurde bei der Firma Vulcan in Stettin (Fabriknummer 640) gebaut und 1874 unter der Betriebsnummer 794 bei der BME eingestellt. Ab 1883 erhielt sie bei der KPEV die Königlich-Preußische Eisenbahn-Direktion Elberfeld betreffend (Direktionszuweisung, Bahnwerke-Angaben gab es überhaupt noch nicht) die Bezeichnung Elb 1181 (Nr. 800-1399 = Güterlok der Achsfolge C <drei angetriebene Achsen, keine Laufachsen>). Nach neuem KPEV-Schem ab April 1906 bekam die Lok dann die Bezeichnung G3 ELB 3119 (ab Nr. 3101 = Lok gleichen Typs der preußischen Gattung G 3, gebaut ab 1867). Die Maschine wurde allerdings bereits 1908 ausgemustert. Gleichartige G 3/G 4-Schwestern wurden hingegen bei der Reichsbahn im ganz neuen Nummernschema ab 1923/1925 unter die Baureihe 53.70 eingereiht und noch einige Jahre eingesetzt.
 

(c) Sammlung VOBA   www.bahnen-wuppertal.de

Schwarzbachviadukt Barmen-Rittershausen
Anno 1890 wurde in Zusammenhang mit der Umlegung der Remscheider Linie durch die neuen Tunnel am Leihbusch
 zwischen den Stationen Barmen-Rittershausen und Barmen-Wichlinghausen eine drei Kilometer lange Verbindungs-
bahn gebaut mit dem zentralen Zweck einer Anbindung der seit wenigen Jahren bestehenden sog. Kohlenbahn nach
 Hattingen/Silschede. Die Streckenführung vom Tal auf die Nordhänge konnte nur durch eine ausschweifende Kurve
über Langerfeld erreicht werden. Kurz vor dem Bf. Wichlinghausen musste ein hoher Viadukt zur Überquerung des
 Schwarzbachtales errichtet werden. Die Linie führt hier mitten durch eng bebautes Gebiet. Auf der Straße verkehrte
 zunächst die Pferdebahn durchs Tal als erste öffentliche Nahverkehrslinie, später natürlich eine Straßenbahn. Die
 Gitterkonstruktion wurde bereits um 1910 durch ein Trogwerk ersetzt (vgl. das Bild auf der
Hattinger-Streckenseite).
Dies könnte gut in Zusammenhang mit dem neuen Verschiebebahnhof in Langerfeld gestanden haben, da ab diesem
 Zeitpunkt per Gleisdreieck in Langerfeld auch eine direkte Gleisverbindung Wichlinghausen/Langerfeld erstellt wurde.
Von der Brücke gibt es einige städtische und bahneigene Aufnahmen, aber meist ist kein Zug darauf zu sehen.
Foto Sammlung VOBA

(c) Sammlung H.Schmidt   www.bahnen-wuppertal.de

Preußische Qualitätsarbeit
Ein tolles Motiv vom Streckenbau, so um 1910 aufgenommen. Überschrieben ist das Bild mit “Rotte Vohwinkel”, was
wohl auf den Arbeitsstandort der Kolonne im Wuppertal hinweisen soll. Wo das Bild genau aufgenommen ist, muss-
ten wir zuerst einmal “richtig” überlegen. Unsere Vermutungen haben sich aber aufgrund zweier Hinweise aus dem
 Leserkreis bestätigt, dass es sich nämlich um die Siegesstraße in Unterbarmen handelt (u.a. mit dem altehrwürdigen
 Gymnasium), wo um diese Zeit die Talstrecke viergleisig ausgebaut wurde. Im Vordergrund liegen sichtbar bereits
 zwei benutzte Gleise und offensichtlich wird der Hang mit Stützmauern befestigt, um mehr Platz im Gleisbereich zu
 erreichen. Vereinzelte Fotos aus Urzeiten belegen, dass es an etlichen Stellen rechts und links der ex-zweigleisigen
 Trasse Böschungen gab (siehe links), wo wir bei der viergleisigen Strecke seit Jahren nur mehr Stützmauern kennen.
Foto Sammlung Holger Schmidt

Auf zu neuen Ufern: die “Verreichlichung” der Eisenbahnen
Während des Ersten Weltkrieges zwischen 1914 und 1918 waren die Eisenbahnen im deutschen Reich voll in die unselige Kriegsmaschinerie eingebunden. Die von Elberfeld aus verwalteten Strecken dienten hierbei in erster Linie als Durchmarschgebiet zu den westlichen und östlichen Frontabschnitten. Per Foto bekannt sind zudem Abfahrten mit Kriegsmaterial und Soldaten vom Steinbecker Bahnhof aus. Staatliche Veränderungen nach dem Weltkrieg mit dem Zusammenbruch des Kaiserreiches führten auch im hiesigen Eisenbahnwesen zu grundlegenden Umwälzungen. Sie gipfelten in einer Zusammenlegung der noch vorhandenen deutschen Länderbahnen (Baden, Bayern, Mecklenburg, Oldenburg, Preußen-Hessen, Sachsen, Württemberg) am 1. April 1920 zu den Deutschen Reichseisenbahnen (DRE). Nachdem die preußische Bahnverwaltung in Elberfeld bereits zum 22. November 1918 in Eisenbahndirektion Elberfeld umbenannt wurde, hieß man ab dem 6. Juli 1922 Reichsbahndirektion (Rbd). Die bei Preußens Eisenbahnen an sich bewährten Strukturen und auch viele technische Gegebenheiten wurden zu einem großen Teil unter der Reichshoheit adaptiert. Speziell beim Fahrzeugpark galt es, die immens vielen Typen und Unterbauarten unter einen Hut zu bringen, statistisch bald erfasst durch ein vollkommen neues Nummernsystem (endgültiges Schema im Jahre 1925).
 

(c) Sammlung H.Schmidt   www.bahnen-wuppertal.de

Ein Eisenbahnknoten im Oberbergischen
Ein Farbfoto aus den alten Zeiten können wir Ihnen natürlich nicht präsentieren, aber man behalf sich oft mit einer
 Colorierung von schwarz-weiß Vorlagen. Hier waren einige Fotografen rechte Künstler im gekonnten Retuschieren.
Wie ohnehin die Fotofachleute damals ein gewisses Ansehen besaßen, denn sie “wuselten” mit diversen Chemikalien
in der Dunkelkammer und heraus kam so etwas wie ein Abbild der Wirklichkeit. Im privaten Bereich war das Fotogra-
fieren überhaupt nicht üblich, sowohl aus technischen Gründen, aber ebenso aus zeitlichen und finanziellen. Im Bild
die Straßenansicht vom alten Dieringhauser Bahnhof, der bis 1888 erstellt wurde, gleich gegenüber der späteren
 Betriebswerkstätte. In der Mitte die wichtige alte Chausseestraße Cöln - Olpe. Das Bild stammt etwa von 1913.
Foto Sammlung Holger Schmidt

(c) Sammlung Z.Pillmann   www.bahnen-wuppertal.de

Ein weiter Wurf im Bergischen
Der Bau der gewaltigen Brücke über die Wupper bei Müngsten war vor über einhundert Jahren eine riesige Heraus-
forderung. Vor der Eröffnung der Strecke im Sommer 1897 musste man bei einer Bahnfahrt zwischen Remscheid und
 Solingen einen enormen Umweg durchs Wuppertal machen. Beide Städte mit den umliegenden Orten gehörten da-
mals zu einer wichtigen Industrieregion, und so bestanden schon lange Forderungen für eine direkte Verbindung.
 Das 488 Meter lange und 107 hohe Bauwerk besticht durch seine Filigranität und passt sich gut in die Landschaft
 ein. Seit dem Bau ist die Brücke für die Region ein großer - man würde heute sagen - Touristenmagnet, was vielfach
zusammen mit einer Tour ins nahe Schloss Burg verbunden wird. Für die Bergischen Bahnen kann sie als das zentrale
 Wahrzeichen gelten. Oben: Gebaut wurde von beiden Hangseiten her in ähnlichem Verlauf, wobei eine Hilfsbrücke
über die Wupper Materialtransporte ermöglichte (rechts unten). Das Quertragwerk und später der Bogen wurden
 freitragend im Vorbau erstellt, wobei etwa auf der späteren Fahrbahn jeweils ein Kran behilflich war. Sehr gut zu se-
hen sind auch die Hilfsseile beim Bogen ganz vorne. Das Eisenwerk hat aus heutiger Sicht den Nachteil, dass alle
 Verbindungselemente und Profile regelmäßig überprüft werden müssen. Der wetterschützende Farbüberzug ist das
größte Problem. Unten: Zu Ehren des beliebten Staatsoberhauptes trug die Brücke in den ersten Jahren seinen Na-
men. Zur Eröffnung kam er aber nicht, sondern “nur” der Kronprinz. Seit langem (1919) ist der Name “Müngstener
 Brücke” geläufig. Die Verbindung zwischen Remscheid und Solingen war früher recht vielfältig, trägt aber seit einigen
 Jahren nurmehr Regionalverkehr mit 628/928, und der Güterverkehr ist aus technischen Gründen derzeit eingestellt.
Foto oben MAN-Werkfoto Sammlung Zeno Pillmann
Foto unten Sammlung Zeno Pillmann

(c) Sammlung Z.Pillmann   www.bahnen-wuppertal.de

Eisenbahnbetrieb in alten Zeiten
Gefährlich ist es auf der Eisenbahn ohne Billet zu fahren, wie Daniel W. heute erkannte. Er ließ sich ohne Fahrtbillet in einem Koupee der Bergisch-Märkischen Eisenbahn betreffen. Das Schöffengericht bedachte ihn hierfür mit 3 Wochen Gefängnis.”
Remscheider Zeitung vom 24.7.1882

“Am 2. Dezember 1908 bemerkte der Eisenbahnassistent Schnitzler in Elberfeld-Mirke, daß eine Frau mit einem kleinen Kinde auf den schon in schneller Fahrt befindlichen Pz. 943 gesprungen war und jeden Augenblick vom Trittbrett herabzufallen drohte. Er sprang schnell auf dieses und hob erst das Kind, dann die einer Ohnmacht nahe Frau ins nächste Abteil.”
Amtsblatt der Königlichen Eisenbahndirektion Elberfeld vom 15.1.1909

“Von der Station Ohligs wird jeden Morgen ein mit Steinen beladener Güterzug nach der Station Haan abgelassen, und fährt des Abends der Zug leer nach Ohligs zurück. Unter einem der Waggons dieses Zuges hat nun ein Vögelchen sein Nest gebaut und seine ambulante Wohnung aufgeschlagen. Der gefiederte Vagabund macht in Ohligs Nachtquartier und in Haan liegt er seinen Tagesgeschäften ob. Das Thierchen ist der erklärte Liebling des Zugpersonals.”
Verkündiger vom 20.7.1870

“Eine Eisenbahn ist ein Unternehmen, gerichtet auf wiederholte Fortbewegung von Personen oder Sachen über nicht ganz unbedeutende Raumstrecken auf metallener Grundlage, welche durch ihre Konsistenz, Konstruktion und Glätte den Transport großer Gewichtsmassen beziehungsweise die Erzielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnelligkeit der Transportbewegung zu ermöglichen bestimmt ist, und durch diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zur Erzeugung der Transportbewegung benutzten Naturkräfte (Dampf, Elektrizität, tierischer, menschlicher Muskeltätigkeit, bei geneigter Bahn auch schon der eigenen Schwere der Transportgefäße und deren Ladung usw.) bei dem Betrieb des Unternehmens auf derselben eine verhälnismäßig gewaltige (je nach Umständen nur in bezweckter Weise nützliche oder auch Menschenleben vernichtende und die menschliche Gesundheit verletzende) Wirkung zu erzeugen fähig ist.”
Reichsgericht vom 17.3.1879  -Definiton der Eisenbahn-

Diese und andere Episoden aus dem Bahnbetrieb zwischen 1833 und 1918 finden Sie in dem Buch “Fundstücke” von H.D. Dammann/K. Kaiß/M. Peplies, erschienen 2008 im Astrid Kaiß-Verlag in Leichlingen. Bezug direkt oder beim Buchhandel.
 

(c) Sammlung Nader   www.bahnen-wuppertal.de

Mit der Bahnpost in die weite Welt
Die Bahnpost war früher eine wichtige Einrichtung zur schnellen Beförderung des Postgutes. Es gab in vielen Perso-
nenzügen Postabteile oder eigene Postwagen (zusätzlich zum Gepäckwagen). Die Sendungen wurden dann von Mit-
arbeitern während der Fahrt sortiert und auch abgestempelt. Für die speziellen Postkurse gab es eigene Stempel.
Für die heutigen Eisenbahnfreunde ist das Sammeln von entsprechenden Sendungen - meist Postkarten - ein inter-
essantes Gebiet und es sind wichtige Dokumente der deutschen Verkehrsgeschichte. Die sichtbare Vorlage betrifft
 die Relation Barmen-Rittershausen (heute Wt-Oberbarmen) - Radevormwald und stammt vom 6. März 1890 (Zug 12).
Vorlage Sammlung Nader

Literaturhinweise
Die alte Eisenbahngeschichte im und ums Wuppertal ist preußische Eisenbahngeschichte, und die ist untrennbar verbunden mit der verkehrlichen, wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklung in den deutschen Landen. Eine Beschäftigung mit dieser Thematik ist also deutsche Geschichte pur und geht in vielen Dingen über die Loks und Züge weit hinaus. Wer sich hierfür auch interessiert, dem erschließt sich ein zwar lange zurückliegendes, aber faszinierendes Gebiet.
Einige Vorlagen können wir empfehlen, die aber nur antiquarisch zu erwerben sind (siehe ZVAB-Tipp im
Literatur-Archiv):

Wolfgang Klee
: Preußische Eisenbahngeschichte, Verlag Kohlhammer, Stuttgart 1982
Werner Mennighaus/Günter Krause/Manfred van Kampen: Bergisch-Märkische Eisenbahn (1843-1881) und
das Ausbeserungswerk Witten, Verlag Uhle & Kleimann, Lübbecke 1990
Wolfgang Klee/Günther Scheingraber: Preußen-Report, Band 1.1 Preußische Eisenbahngeschichte Teil 1 (1838-1871) und
Band 1.2 Pr. Eisenbahngeschichte Teil 2 (1871-1920), Eisenbahn-Journal-Archiv, Hermann Merker Verlag, Fürstenfeldbruck 1992
 

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