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Straßenbahnen in Wuppertal - ein komplexes Kapitel
Die Straßenbahnära ist bis auf den rührigen Museumsbetrieb in der Kohlfurth in Wuppertal eine abgeschlossene Sache. Fast nichts erinnert heute an die große Tradition diese Verkehrsmittels im Tal. Denn welche Stadt kann bzw. konnte bei den Straßenbahnen schon mit zwei unterschiedlichen Spurweiten aufwarten und dazu mit einem umfangreichen Güterbetrieb? Insgesamt gab es eine reiche Vielfalt an Triebwagen, Anhängern, Güterlokomotiven und Frachtenwaggons, an Stadtlinien und Überlandstrecken, an ebenen und gebirgigen Trassen, an eingleisigen und mehrgleisigen Routen, an bescheidenen Haltestellen und an richtigen Straßenbahnhöfen, an Depots und Werkstätten, an Brücken und sogar Tunneln. Ein Paradies für die Strab-Freunde war das einmal, hier im Bergischen. Historisch gesehen ist die Entwicklung des Straßenbahnnetzes insgesamt durch die unterschiedlichen Bedingungen und Vorstellungen der beiden ehemaligen Schwesterstädte Barmen und Elberfeld geprägt, die letztlich zu den verschiedenen Netzen von Regel- und Meterspur führten. Hinzu kamen die starken traditionellen Bindungen zu den umliegenden Gemeinden und deren Straßenbahnlinien. In Zeiten, als das Automobil nur relativ wenigen Bürgern zugute kam, waren die vielen Straßenbahnlinien (natürlich neben der gewichtigen Schwebebahn) das Rückgrat im Nahverkehr. Auf vielen Linien gab es noch in den 1950er Jahren einen 10-Minutentakt. Die einsetzende Motorisierung und der damit verbundene (nach Meinung vieler Zeitgenossen radikal notwendige) Ausbau der Infrastruktur nagten dann bald an der Existenz so mancher Trassen und Kurse. Dabei ist der Untergang der Straßenbahnära ja für Wuppertal keine Ausnahme und insofern typisch für die verkehrlichen Entwicklungen vieler Regionen. Der Abgesang wurde aber bestimmt speziell durch die topografischen Verhältnisse der Stadt und der Existenz der Schwebebahn mitbedingt. Dazu waren die Stadtwerke aus Rationalisierungsgründen schon lange bestrebt, die vielfältigen Betriebsformen zu vereinheitlichen, was zwangsläufig entweder die Stillegung oder einen kostspieligen Umbau der Straßenbahn bedeutet hätte. Das Netz mit der Schmalspur wurde bereits 1970 endgültig kassiert. Um die verbliebenen Normalspurstrecken gab es jahrelange Diskussionen über das Für und Wider. Zu den Ablehnungsgründen gehörte auch die geplante neue S-Bahnlinie 8, die an sich keinen parallelen innerstädtischen Nahverkehr mehr dulden sollte. Mit der dann vollzogenen schrittweisen Stillegung von Linien oder Streckenästen wurden Fakten geschaffen und am 30. Mai 1987 fuhren die letzten Bahnen durch die Stadt - wie bei vielen ähnlichen Anlässen mit einer gebührenden “Schein-Feierei”.
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Ein schönes und heiteres Motiv, der Frühling am Alten Markt in Barmen - und er spiegelt sich sogar an der properen Straßenbahn. Alles in Butter? Leider nicht, denn auch für die Regelspurbahnen im Tal haben die letzten Stündchen geschlagen. Im April 1983 kommt uns an der großen Kreuzung der 3817 entgegen. Auf der Linie 611 geht es weit durchs Tal. Von DÜWAG und AEG 1960 erbaut, wurde er bei den Stadtwerken zunächst als Nr. 8017 eingereiht. Die Umzeichnung erfolgte zum 1.12.78. Nach Kassierung am 3.8.1987 kam er anschließend noch in Graz zum Einsatz. Foto Bernhard Terjung
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Anno 1970 war es mit dem Meterspurnetz zu Ende. Die letzte Linie 25 zwischen der Elberfelder City und Dönberg wurde zum 31. Juli des Jahres eingestellt. Grund genug, zu diesem Termin den Abgesang mit Sonderfahrten und viel Trubel im Betriebshof Mirke gebührend zu feiern. Zu den geschmückten Fahrzeugen gehörte auch der Tw 119, der uns hier im Uellendahl bei der Einmündung der Kohlstraße begegnet. Der Wagen wurde anno 1931 von den Firmen Uerdíngen und SSW für die Bergischen Kleinbahnen gebaut. Ausgemustert wurde er direkt am 1. August 1970. Foto Graham Feakins
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Im Osten von Wuppertal befand sich an der Walterstraße in Heckinghausen ein großes Depot. Dieses wurde noch bis zur Einstellung des Gesamtverkehrs (1987) betrieben. Jahre vorher konnte diese Szene mit dem Tw 4003 fest- gehalten werden, der vor dem Schuppen steht. Die Einsatzlinie von Oberbarmen zur Wendeschleife am Stadion ist nicht zu übersehen. Sicherlich sind in dieser Relation unzählige Schlachtenbummler zu den Spielen des WSV ange- reist. Infolge des kurzenn Mittelbaus und einer gewissen Schaukelbewegung wurden die Wagen dieser Art oft als “Sänfte” bezeichnet. Gebaut wurde das Fahrzeug 1961 von DÜWAG und SSW. Als 3403 kassierte man den Zug am 8.8.1984. Danach kam er zusammen mit etlichen anderen Wuppertaler Tw in der steirischen Hauptstadt zu neuen Ehren. Da der 4003 keine Werbung besitzt, könnte die Aufnahme bei der Anlieferung entstanden sein. Rechts im Hintergrund sehen wir ein Fahrzeug einer anderen Nahverkehrs-Episode im Tal, einen Obus. Die Busse wurden auch in der Walterstraße mitbetreut. Hierzu gab es extra eine Stichstrecke über die alte Heckinghauser Wupperbrücke. Foto WSW Sammlung Lotz
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Zu Beginn der 1980er Jahre konnten die Wuppertaler einige Bahnen aus Dortmund erwerben, um den Fuhrpark für die restliche Zeit noch etwas zu modernisieren und speziell die Sänften abzustellen. Bevor die Fahrzeuge im Früh- jahr 1983 in Betrieb gingen, mussten etliche Probefahrten absolviert werden. Vielfach ging es dabei um die Überprü- fung des Lichtraumprofils. Ende 1982 sind auf der Waldeckstraße in Heckinghausen zwei “Dortmunder” auf Dienst- fahrt. Im Vordergrund ist ist das die Nr. 44 (Hansa/SSW 1959) und rechts der Tw 75 (DÜWAG/SSW 1959) in der ur- sprünglichen Lackierung der Ruhrgebietsstadt. Die beiden Triebwagen wurden bei den WSW als Nr. 3828 bzw. Nr. 3825 eingereiht und mit der Einstellung des Straßenbahnbetriebes zum 31. Mai 1987 letztlich ausgemustert. Foto Bernhard Terjung
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Alte Zeiten auf Wupperfeld. Vor Ausbau der B 7 ging es hier eher beengt zu, wozu die Straßenbahnen - wie vieler- orts - nicht unerheblich beitrugen. Wir stehen auf dem Bürgersteig der Berliner Straße, unweit der Einmündung der Wichlinghauser Straße. Die Bebauung rechts erinnert an viele Straßenzüge nach dem Krieg mit einer Mischung von Baulücken, renovierten Häusern und provisorischen Flachbauten. Links erspähen wir die Kuppel vom legendären Kino “Odin-Palast”, der in den 1970er Jahren trotz vieler Proteste einem nüchternen Gebäudekomplex weichen musste. Der 264 mit dem Beiwagen 521 ist auf einer alten Linie durchs Tal unterwegs und muss ab Oberbarmen noch die Schwarzbach hinauf bis zur Endhaltestelle. Man datiert den 4. September 1958. Der Wagen 264 wurde anno 1928 von Schöndorff und SSW an die Barmer Straßenbahnen als Nr. 64 geliefert und zum 11. April 1964 ausgemustert. Foto E.J.Bouwman Sammlung Terjung
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Ein schönes Bild der wuppertaler Straßenbahngeschichte. Zwar gestellt, aber das war in früheren Zeiten üblich. Welche Privatperson nahm damals schon Bahnen im Einsatz auf? Es waren meist Zufallsbilder, oft abgeschnitten oder bewegungsunscharf. Fahrzeugführer und Schaffner posieren pflichtbewusst-freundlich und Fahrgäste wundern sich über den Fotografen. Genau ist es nicht zu entziffern, aber beim Gefährt müsste es sich um den 31 der Barmer Straßenbahnen (Weyer/AEG 1915) handeln, aber noch mit der alten Nummer. Anno 1940 wurden verschiedene Be- triebe zu den Wuppertaler Bahnen AG vereinigt. Der alte 31 hieß dann 231. Kassiert wurde der Tw zum 16.6.1961. Foto Sammlung Thomas Göhler
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Wo ist die Straßenbahn? Man muss schon genau hinschauen, um den Vorkriegs-Tw auf der Linie 8 in der Bildmitte im Wirrwarr der Umbauten am Alten Markt zu erkennen. Anfang 1967 gingen die Veränderungen in diesem Bereich in die Endphase, nachdem das neue Tragwerk der Schwebebahn eingezogen werden konnte. Bei den Umbauaktionen, wo die Hängebahn natürlich nicht fahren konnte, mussten die Straßenbahnen auf der Talachse verstärkten Einsatz zeigen. Das Bahngleis im Vordergrund führt zur Clef-Straße. Hinter dem Tragwerk grüßen der recht neue Bau des - neben Elberfeld - zweiten Kaufhofs im Tal samt “notwendigem” Parkhaus sowie der Turm der St. Antoniuskirche. Für die Modellbauer: bitte beachten Sie den “unsystematisch-gezielten” Verhau an Seilen und Kabeln in der Luft! Foto VOBA
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Die Linie 25 verkehrte auf dem Streckenzweig zwischen Cronenberg/Lenzhaus und Sudberg bis zum 21. August 1969. Sie war in der ehemaligen Gesamtlänge von Dönberg her so eine typische Nord-Süd-Bahn mit An- und Ab- stiegsphasen. Bei (früher) oft gegebenem Wuppertaler Regenwetter begegnet uns im Frühjahr 1969 der Tw 136 samt seinem Beiwagen im Bereich Lenzhaus in Cronenberg. Der Wagen wurde 1956 aus Ennepetal übernommen (Firmen Uerdingen/SSW 1927) und fuhr bis zum Abgesang des Meterspurnetzes im Tal ... und auf den Höhen. Foto VOBA
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An der Bockmühle/Lenneper Straße war jahrzehntelang die Endschleife der Heckinghauser Linie. Zwischen 1984 und 1987 kam der alte Tw 3239 (v.d.Zypen/SSW 1925) als letzter Zweiachser der WSW öfters zu Sondereinsatz-Ehren und konnte die noch vorhandenen Streckenäste befahren. Hier in der Lenneper Straße gab es eine Begegnung mit der “Neuzeit”. Der Tw 3239 ging am Tag der Stillegung als Schenkung an die BMB. Eingestellt und zeitweise einge- setzt wurde er dann bei der Rheinbahn in Düsseldorf. Nach jahrelanger Abstellung in D-Wersten befindet sich der Tw seit 2005 in der Obhut der Historischen Straßenbahn Köln und kann im Museum Thielenbruch besucht werden. Foto Klaus Hoffmann
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